Sonntag, 4. März 2007

Highgate Cemetery

Heute habe ich mir zusammen mit Irina den angeblich schönsten viktorianischen Friedhof Londons, Highgate Cemetery angeschaut. Den Westteil kann man nur mit Führung für 5£ betrachten, der Ostteil kostet 3£. Fazit: Atemberaubend. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass wir vom Westteil nur 1/3 gesehen haben. Schon der Weg von Archway aus durch den Waterloo Park ist schön.

Highgate Cemetery ist einer der "Maginficient Seven", der viktorianischen Friedhöfe in London, die um 1840 eröffnet wurden, da Inner London, zu dieser Zeit unglaublich schnell wachsend, nicht wußte wohin mit seinen Toten. Die anderen 6 sind: Tower Hamlets, West Norwood, Kensal Green, Abney Road, Nunhead und Brompton. Highgate wurde aber schnell zum "stylischsten" Friedhof. Wer in viktorianischen Zeiten etwas war, hat sich da beerdigen lassen. Die Architektur der Gräber und die Wildheit des Friedhofs sind wunderschön. Unser Führer hat uns auch einige nette Geschichten über die "Bewohner" des Parks erzählt. Es gibt über 52.000 Grabsteine mit 166.000 Namen.
Direkt hinter dem Eingang liegt das Grab von James William Selby, eine Peitsche erinnert an seinen Beruf - Coach Man. Er hält den Rekord für die schnellste Reise nach Brighton und zurück mit einem Pferdegespann, 7h und knapp 50min.
Die viktorianische Obsession mit Aegypten wird in der Egyptian Avenue deutlich, dieser Teil des Friedhofs könnte auch problemlos im Tal der Könige stehen. Oder eine Rolle in einem Indiana Jones Film spielen. Tatsächlich gibt es aber dort jede Menge Familiengräber. Im Circle of Lebanon schließlich, vereinigen sich alle Stilrichtungen.
George Wombell, der Besitzer des größten Wanderzoos, hat eine lebensgroße Statue seines Löwen Leo auf dem Grab. Angeblich war der Löwe eher eine große Miezekatze und hat sogar Kinder auf sich reiten lassen.
Eines der absoluten Highlights ist aber das Grab Julius Beers. Der Deutsche wurde in Frankfurt in Armut geboren, brachte es im viktorianischen England aber zum steinreichen Medienmogul. Leider konnte man sich zu dieser Zeit soziale Akzeptanz nicht kaufen und Julius Beer blieb sein größter Wunsch, nämlich von der alteingesessenen viktorianischen Gesellschaft akzeptiert zu werden, verwehrt. Im Tode hat er sich aber dafür gerächt indem er sich ein riesiges, protziges Grab an der besten Stelle des Friedhofes bauen ließ. Komplett mit Blattgold an den Decken und für 5000£. Das wären heute 3Mio. An dieser Stelle konnte keiner der reichen Mitmenschen sein Grab übersehen. Der Herr Beer ist extra dafür zur anglikanischen Kirche konvertiert, da er als Jude hätte nicht auf einem christlichen Friedhof beerdigt werden können.
Insgesamt gäbe der Westfriedhof die perfekte Kulisse für einen Gruselfilm ab.



Die Ostseite des Friedhofs wurde 1854 eröffnet und ist heute noch in Betrieb. Hier liegt zum Beispiel Karl Marx. An dessen Grab werden heute noch Blumen niedergelegt. Auf dem Ostteil gab es auch wieder jede Menge meiner geliebten Engelsstatuen.



Alles in allem hat sich dieser Ausflug wirklich gelohnt und ich glaube mein neues Hobby sind tatsächlich Londons Friedhöfe.

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