Am Sonntag habe ich mich mit Irina und Barbara nach Greenwich aufgemacht. Treffpunkt war 10:30 an der Tower Hill Tube Station, wo wir unseren "Historical Greenwich Walk" gestartet haben. Los ging es am Tower mit unserem Führer Peter.
Danach ging es aufs Schiff nach Greenwich. Vorbei an den Docklands, Canary Wharf und Island Gardens.
Die komplette Gegend ist in wahlweise sündhafte teure Apartmentkomplexe mit Thames View oder Bürohäuser umgewandelt worden. Man fühlt sich so ein bißchen wie mitten in einem riesigen Architekturmodell.
Ein Beispiel dafür ist Butler's Wharf, ehemals der größte Lagerhauskomplex an der Themse, nun eine riesige Luxuswohnanlage mit Shops und Restaurants.
Es gibt eine ganze Menge interessante Architektur auf dem Weg, z.B. dieses hässliche, aber irgendwie faszinierende, Gebäude. Apartments, nehme ich an.
Natürlich gibt es auch die Glas- und Stahlpaläste Canary Wharfs.
Nach ca. 30 Minuten näherten wir uns dann Greenwich, mit dem majestätischen Royal Navy College und der, nicht minder majestätischen, Greenwich Power Station. Früher von Kohle betrieben, heute kriegt Greenwich seine Energie aus Gas.
Beim ersten Stop, der Cutty Sark, gab es nicht viel zu sehen, die ist ja vor 2 Monaten spektakulär abgebrannt. Die Cutty Sark ist der berühmteste englische Teeclipper. Bis 1877 hat sie Tee um die halbe Welt zu den durstigen Engländern geschippert. Danach brach sie noch den ein oder anderen Segelrekord und landete 1957 im Trockendock in Greenwich. Es gibt aber große Hoffnungen, dass das Schiff vollständg restauriert werden kann. Bei britischem Tempo heisst das dann in 10 Jahren oder so.
Die beeindruckendste Sehenswürdigkeit in Greenwich ist zweifelsohne das Royal Naval College.
Dieser Ort hat eine sehr bewegte Vergangenheit, aber es haben immer irgendwelche Royals ihre Finger im Spiel gehabt. Das Royal Naval College oder Greenwich Palace stehen heute anstelle des Tudor Palaces Placentia. Henry the VIIIs Töchter Elizabeth and Mary, beides spätere Königinnen, wurden hier im 16. Jahrhundert geboren.
Das Queen's House (in der Mitte hinten) ist der einzige Teil, der noch von diesem Palast übrig ist.
King William III und Queen Mary II gründeten 1694 das Royal Hospital for Seemen. Zu dieser Zeit existierte nur der King Charles Flügel, der erste Teil des nie vollendeten neuen Greenwich Palaces, der zwischen 1664-1669 von John Webb gebaut wurde. DER Architekt der Zeit, Sir Christopher Wren, begann 1696 mit der Erweiterung. Bis 1751 wurden der King Charles Court vervollständigt und der King William Court gebaut. Beide auf der Westseite. Die sich auf der Ostseite befindlichen Queen Ann und Queen Mary Courts wurden später von Nicholas Hawkesmoore und Thomas Ripley gebaut.
Zugegebenermaßen, ein sehr beeindruckendes barockes Meisterstück.
Als Highlight gibt es noch die Painted Hall im King William Court. Eine extrem edles Esszimmer, bemalt von Sir James Thornhill.
Bis 1869 lebten in diesem Komplex die Pensionäre der Navy, danach war er das Royal Naval College bis 1998. Heute haben die University of Greenwich und das Trinity College of Music dort ihre Residenz. Das ist doch mal ein beeindruckender Campus.
Oben drein gibt es noch das Royal Maritime Museum. Wir hatten nur 45min Zeit dafür, ich muss aber unbedingt nochmal zurückkommen. Echt beeindruckend und ich interessiere mich null für Schiffe.
Direkt hinter dem Royal Naval College erstreckt sich der Greenwich Park mit dem Royal Observatory. Dort befindet sich der Nullmeridian, welcher zur Bestimmung der Längengrade benutzt wird. Im heutigen System sind die Meridiane nicht mehr an die Erdoberfläche gebunden und wurden mehrfach geändert. Der tatsächliche Meridian liegt etwa 100m neben dem Observatorium. Die Greenwich Meantime wird ebenfalls hier gemessen. Jeden Tag um 13:OO fällt der Ball auf der Spitze des Royal Observatorys langsam nach unten.
Vom Royal Observatory hat man einen der schönsten Blicke auf London.
Nach dem Aufstieg hatten wir uns ein Picknick im Park redlich verdient und lagen ein paar Stunden in der Sonne herum. Es gab begleitende Musik - die ersten Bands waren gewöhnungsbedürftig, aber die Jazzband am Schluss war super.
Da man einen sonnigen Tag unmöglich ohne ein Pimms ausklingen lassen kann, waren wir schließlich noch im Cutty Sark Pub, direkt an der Themse. Sehr nett da! Aufgrund der Ebbe konnte man sogar den Themsestrand sehen.
Da ich am Abend noch ins Labor musste, machte ich mich mit Irina schweren Herzen gegen halb 8 auf den Weg zurück. Wir konnten es uns natürlich nicht nehmen lassen, den Greenwich Foot Tunnel zu durchqueren, einen Tunnel für Fußgänger direkt unter der Themse. Ganz schön creepy. Der Tunnel wurde 1902 gebaut, um Arbeiter schneller auf die Isle of Dogs zu bringen.
Von der Nordseite hat man einen fantastischen Ausblick auf Greenwich. Alle Bilder befinden sich wie immer in der Galerie.
Das Wetter war übrigens nach einigen Wolken am Morgen für den Rest des Tages klasse. Und trotz Sonnencreme habe ich es geschafft mir einen Sonnenbrand einzufangen.