Montag, 18. August 2008

Rip-off Britain...

Ich war heute bei Ikea, weil meine Leselampe ihren Geist aufgegeben hat. Lecker Köttbullar und Daimkuchen haben mich auch die nervige Anreise nach Wembley vergessen lassen. Nachdem ich meine 7.99£ Lampe und jede Menge schwedische Lebensmittel eingesackt hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Da der örtliche Ikea in ner miesen Gegend ist musste ich mit dem Bus auch durch die miesen Gegenden zurück. Was war ich froh, wieder im schicken West Hampstead anzukommen.
Dabei kam mir ein Artikel, den ich im Observer gelesen hatte, in den Sinn. Hier lässt sich ein Dr. Oliver-Marc Hartwich, seineszeichen Chief Economist der Policy Exchange, einem Think Tank der sich mit Policy Development befasst, darüber aus, dass Britain ein "Rip off country" ist. Aufgefallen ist ihm das bei einem Besuch bei Ikea, wo alles 20-30% teurer ist als in Deutschland. Oben drein sind hier auch die Zugtickets, Benzin, Mieten und Lebensmittel teurer. Big news. Really. Das Leben auf der Insel ist nun mal 15-20% teurer als in Kontinentaleuropa.
Am besten gefällt mir der Teil, wo er sich beschwert, das die Benzinkosten zum großen Teil aus Steuern bestehen. Haha. Wo ist das denn bitte anders?
Mag ja sein, dass die englische Planungspolitik versagt, wie der gute Mann behauptet, aber so einen flachen Artikel habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Chief Economist, my ass...

8 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Da kann man mal sehen, mit was für einem Schwachsinn man Geld verdienen kann. Als ich von Rheinland-Pfalz nach Hessen gezogen bin, habe ich auch bemerkt, dass vieles teurer ist. Und als ich von Hessen nach Hamburg gezogen bin, habe ich das nochmal bemerkt, wäre aber nie auf die Idee gekommen, Hamburg als Ripp-Off-Stadt zu bezeichnen.

Jennys London Blog hat gesagt…

Da hast du sowas von Recht.

Wenn solce Leute dann aber die Köpfe von supposedly foward-thinking think tanks sind, dann kann man sich schon Sorgen machen.

Alexandra Beer hat gesagt…

ich dachte du wolltest mal zum Ikea in Croydon - weil's auch nicht laenger dauert! ;-)

Anonym hat gesagt…

So so, das Leben ist hier nun einmal teurer als auf dem Kontinent - aber warum? Und muss man das klaglos hinnehmen?
Wir haben in unserem Institut seit Jahren systematisch den Einfluss der Raumplanung auf das Preisniveau untersucht. Die Schriften (z. B. The Best Laid Plans) stehen auf unserer Homepage zum Download bereit. Für uns besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass die mangelnde Baulandausweisung das britische Preisniveau systematisch verzerrt hat.
Und zu der Frage, wo der Benzinpreis nicht überwiegend aus Steuern besteht: Im Artikel hatte ich ja schon Australien erwähnt. Im Moment kostet der Liter Super da unten umgerechnet um die 70p.
Ich freue mich jedenfalls darauf, mit meinem "Schwachsinn" demnächst in Australien meine Brötchen und Köttbullar zu verdienen. Ich hatte bereits vor einigen Jahren einmal in Sydney gelebt und bin nach 4,5 Jahren in London für mich zu dem Schluss gekommen, dass down under das Verhältnis zwischen Preisniveau und Lebensqualität einfach besser ist als hier. Und wenn man sich die aktuelle Rückwanderung australischer Professionals aus der City nach Sydney ansieht, dann bin ich anscheinend auch nicht der Einzige, der das so sieht.

Jennys London Blog hat gesagt…

Ein Kommentar vom Autor, das finde ich sehr gut!
Ich stimme durchaus damit überein, dass in Großbritannien einiges im Argen liegt. Ganz besonders im Moment. Und das dürfte in vielen Ländern keinen Deut anders sein.
Genauso wenig bezweifle ich die Untersuchungen des Instituts.
Was ich aber fragwürdig finde, ist es einen Artikel über ein doch recht ernsthaftes Thema an Ikea Preisen aufzuhängen.
Der Artikel im Observer war einfach nicht gut, sorry.

Anonym hat gesagt…

Wie das eben mit Zeitungen so ist: Wenn man einen eher akademischen Artikel einreicht, dann sind die Chancen ziemlich genau 0, dass er auch veröffentlicht wird.
Im übrigen finde ich gerade das IKEA-Beispiel sehr instruktiv (wir haben das im Bericht auch ausgeführt): IKEA produziert überwiegend in Südostasien. Es sollte also eigentlich gar keine Rolle spielen, ob Billy-Regale hinterher in Deutschland, England oder Italien verkauft werden. Die Transportkosten sind nämlich fast identisch.
Und trotzdem gibt es teilweise dramatische Unterschiede. Bei einer Küche waren es 60 Prozent. Warum? Weil IKEA die Regulierungs- und Landkosten an seine Kunden weiterreicht - und die sind in GB eben höher als andeswo.
Wir hatten das übrigens damals behauptet, als wir unseren Bericht vorgestellt hatten. Von IKEA bekamen wir natürlich keine Auskunft - schließlich ist die Preispolitik ein ziemlich sensibler Bereich. Als dann aber die Times bei IKEA nachfragte, bestätigte IKEA unsere These:
http://business.timesonline.co.uk/tol/business/economics/article1295653.ece
Viele Grüße,
Oliver

Jennys London Blog hat gesagt…

Gut, dass ist sicher ein relevanter Grund. Ich würde dem Observer im Generellen aber doch etwas mehr Niveau zutrauen.
Glücklicherweise leben wir ja in einer globalisierten Welt und können unseren Lebensraum (mehr oder minder) frei bestimmen und mit der entsprechenden Ausbildung auch (fast) überall leben und arbeiten.
The grass is always greener...

Anonym hat gesagt…

Den Medien in GB traue ich inzwischen alles zu ;-) Wenn man selbst einmal mitten in einer Sommerloch-Geschichte stand, dann hat man hinterher darauf einen ganz anderen Blick. Es kommt der Punkt, an dem man einfach keinen Einfluss mehr darauf hat, was die Medien aus einer Story machen. Der Observer-Artikel über mich war da keine Ausnahme; auch die Daily Mail und der Evening Standard haben sich gerne daran beteiligt. Ich bin froh, wenn sie langsam wieder ihre Aufmerksamkeit ein paar anderen Leuten widmen ... Gordon Brown zum Beispiel.

 
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